Landleben Hochdorf :: think global, act local!

Verein Landleben Hochdorf

 

 

1. Grundsätzliches

1.1. Das Bewusstsein der Menschen in Deutschland wandelt sich. In Zeiten einer
globalisierten Welt- und Landwirtschaft und den immer spürbarer werdenden
Auswirkungen eines durch Menschenhand verursachten Klimawandels wird immer
deutlicher: zukunftsfähig für uns alle können nur nachhaltige und ökologisch
verträgliche Konzepte sein, die den Ressourcenverbrauch minimieren und eine
gesunde Ernährung sicherstellen. Dies muss einhergehen mit einer Steigerung der
Lebensqualität für die Menschen – insbesondere für unsere Kinder - in einer stets
verstärkter vom Wettbewerb und von der Technik geprägten Gesellschaft.

1.2. Die Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe hat sich der allgemeinen
Entwicklung in Deutschland folgend radikal verändert.
Aufgrund der
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat sich die Anzahl der
Vollerwerbslandwirte in Hochdorf auf mittlerweile drei reduziert. Der Trend auch
in Hochdorf geht hin zur Nebenerwerbslandwirtschaft, da unter den gegebenen
Bedingungen das wirtschaftliche Überleben als Vollerwerbslandwirt in den
vergangenen Jahren nur noch schwer möglich war. Mittlerweile existieren in
Hochdorf 15 Nebenerwerbslandwirte, die unterschiedlichste Produkte erzeugen.
Hinzu kommen sonstige Erzeuger, wie etwa Imker, Müller, Obst- und
Gartenbauern etc.

1.3. Die Hochdorfer Nebenerwerbslandwirtschaft muss sich auf die Zukunft einstellen.
Dies gilt insbesondere auch im Hinblick auf eine sich andeutende Änderung der
Förderpolitik in der EU.

1.4. Hinsichtlich der in Hochdorf verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen besteht
trotz oder gerade wegen der in Ziff. 1.2. beschriebenen Umstände eine enorme
Nachfrage, wobei der Bedarf momentan nicht gedeckt werden kann.
Hinzu
kommt, dass die verfügbaren Ackerflächen durch die Ausweitung bebauter Gebiete
stetig reduziert wurden. Es bleibt also festzuhalten, dass entgegen anders lautender
Aussagen insbesondere der Hochdorfer Gemeindeverwaltung die Nachfrage nach
landwirtschaftlichen Nutzflächen in Hochdorf sehr groß ist. In einigen Fällen
wurden daher für Nutzflächen in Bezug auf die sonst „üblichen“ Pacht- oder
Kaufpreise bereits erheblich höhere Beträge bezahlt.

1.5. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken. Es ist mit den
Experten davon auszugehen, dass – bedingt durch den sich abzeichnenden
Klimawandel – die Bedeutung nachwachsender Rohstoffe drastisch zunehmen
wird. Die Klimaziele der Staaten weltweit schaffen einen enormen Bedarf auch
nach derartigen Rohstoffen, wobei in wirtschaftlich hoch entwickelten Ländern
wie zB. Deutschland der entstehende Bedarf durch die vorhandenen Nutzflächen
nicht befriedigt werden kann. Flächen werden noch knapper und begehrter
werden.

1.6. Der Bio-Boom ist ungebrochen. Auch im vergangenen Jahr verzeichnete die
Branche wieder stark überdurchschnittliches Wachstum in Deutschland. Das
Bewusstsein der Bevölkerung für gesunde Ernährung und eine verbrauchernahe
Erzeugerwirtschaft mit kurzen Transportwegen nimmt stetig zu. Die Bedeutung
und das Potenzial lokal erzeugter Produkte und Lebensmittel, sowie deren
Vermarktung vor Ort wird weiter steigen.

1.7. Erstmalig seit vielen Jahren sehen die in Hochdorf ansässigen Voll- und
Nebenerwerbslandwirte wieder realistische Wachstumsperspektiven für ihre
Betriebe.
Die Preise für Getreide und sonstige Energieträger sind wegen der rasant
gestiegenen Nachfrage bereits spürbar angestiegen. Der Trend ist ungebrochen.
Vor dem Hintergrund der bereits beschriebenen Rahmenbedingungen in
Deutschland, gehen wir davon aus, dass sich die Landwirtschaft zu einer
Wachstumsbranche entwickeln wird. Dabei bieten sich sowohl im Bereich der
Lebensmittelproduktion und –Vermarktung, als auch im Bereich der Erzeugung
von Energieträgern interessante Perspektiven für die Beteiligten. In Hohenlohe
wurde bereits unter Beweis gestellt, dass sich eine Landwirtschaft mit intelligenten
Erzeuger- und Vermarktungsstrategien zu einem Wachstumsmotor für die Region
entwickeln kann, wobei insbesondere auch Arbeitsplätze geschaffen werden und
die Attraktivität als Tourismusstandort gesteigert wird.

1.8. Die Mehrzahl der Hochdorfer Landwirte verfolgen die derzeit im Ort geführte
Diskussion über den Bau eines Golfplatzes äußerst kritisch.
Sollte es zum Bau der
von den potenziellen Golfplatzbetreibern favorisierten 18-Loch-Golfanlage auf
einer Gesamtfläche von ca. 85 Hektar kommen, so dürfte dies aus Sicht der
Mehrzahl der Hochdorfer Landwirte das weitgehende Ende der Landwirtschaft in
Hochdorf bedeuten, da die aufgrund der zahlreich vorhandenen
Landschaftsschutzgebiete verbleibenden Nutzflächen eine professionelle
Bewirtschaftung stark einschränken würden. Es steht zu befürchten, dass ca. 50%
der in Hochdorf vorhandenen Ackerflächen langfristig verloren wären. Hinzu
kommt, dass es sich bei den wegfallenden Flächen um die besten Ackerböden des
Ortes handeln dürfte. Die Mehrzahl der Hochdorfer Landwirte sieht für sich ganz
überwiegend gravierende Nachteile für den Fall der Realisierung einer Golfanlage,
wobei einige gar ihre Existenz gefährdet sehen, da einige heute bewirtschaftete
Flächen in erheblichem Umfang verlieren würden. Wegen dem geringeren
Angebot an Nutzflächen würde es zwangsläufig zu verstärkt steigenden
Pachtpreisen kommen, was zudem jeden Pächter direkt treffen würde.

1.9. Vor dem Hintergrund der unter 1.1. bis 1.5. gemachten Ausführungen steht eine
große Zahl der Hochdorfer Landwirte aber auch aus ganz grundsätzlichen
Aspekten einer Realisierung des Golfplatzprojektes ablehnend gegenüber.
In Zeiten
von Klimawandel, von rasant steigender Bedeutung nachwachsender Rohstoffe,
von landesweiter Knappheit an landwirtschaftlichen Nutzflächen, von Bio-Boom
und vor dem Hintergrund einer allerorts von der Politik erhobene Mahnung zum
Erhalt landwirtschaftlicher Nutzflächen, erscheint eine Diskussion über die
Realisierung eines Golfplatzes in Hochdorf paradox. Dies umso mehr, als in
unmittelbarer räumlicher Nähe zwei bestehende Golfplätze zur Verfügung stehen.
Hinzu kommt außerdem, dass der verhältnismäßig große Flächenverbrauch zum
Nutzen Weniger auch aus soziokultureller Sicht fragwürdig ist, wobei hier
ausdrücklich auch davon ausgegangen werden muss, dass die überwiegende Anzahl
von potenziellen Golfspielern sicherlich nicht Hochdorferinnen und Hochdorfer
sein werden, sondern von auswärts anreisen werden. Vor dem Hintergrund des
Gesagten, betrachtet die Mehrzahl der Hochdorfer Landwirte die Entscheidung des
Gemeinderates über die Realisierung einer Golfanlage in Hochdorf als langfristige
strategische Entscheidung mit hoher Bedeutung für Hochdorf – letztlich dürfte es
sich aus unserer Sicht um eine Entscheidung für oder gegen Landwirtschaft in
Hochdorf handeln.

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2. Ziele des Vereins

2.1. Zielsetzung des Vereins „Landleben Hochdorf“ ist die Förderung des
Landbaus und der Landwirte, sowie der regionalen Erzeugerwirtschaft
insbesondere in Hochdorf und den umliegenden Gemeinden.
Ziel ist die Erhaltung
und Entwicklung ländlicher Räume und deren Entwicklung auch im Hinblick auf
eine nachhaltige Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen im Einklang mit
Natur und Umwelt. Nicht zuletzt sollen lebensgerechte Umweltbedingungen für
Menschen, Tiere und Pflanzen auf lokaler Ebene verbessert werden. Dabei sollen
nach Möglichkeit auch wissenschaftliche Institutionen in die Aktivitäten
eingebunden werden. Das ursprüngliche Landschaftsbild, welches in Hochdorf
insbesondere von einem Zusammenspiel aus landwirtschaftlichen Nutzflächen und
Obstbaumwiesen geprägt ist, soll erhalten werden.

2.2. „Landleben Hochdorf“ soll ein Kompetenznetzwerk bilden, das das
Knowhow der Hochdorfer Landwirte und Erzeuger, Arbeiter, (Agrar-)
Wissenschaftler, Techniker, Ingenieure, Betriebswirtschaftler, Juristen,
Steuerberater, Marketing-Experten, Pädagogen u.v.a. vereinigt und Innovationen in
der Erzeugerwirtschaft vorantreibt. Dabei wollen wir selbstverständlich auch auf
dem Know-how der bestehenden Erzeuger und Institutionen am Ort und
vergleichbarer Initiativen in Deutschland aufbauen. Auch mit der Universität
Hohenheim werden bereits Gespräche über eine Zusammenarbeit geführt.

2.3. „Landleben Hochdorf“ soll ein Kommunikationsnetzwerk bilden, welches
auch die Einzelinteressen der beteiligten Erzeuger integriert und ggf. bei
Interessenkollisionen vermittlerisch aufeinander abstimmt und integrative
Lösungen sucht.


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3. Aktivitäten

3.1. Analyse der bestehenden Hochdorfer Land- und Erzeugerwirtschaft (Landwirte,
Obst- und Gemüsebauern, Tierhalter, Bäcker, Metzger etc.)

Voraussetzung für die Verwirklichung der Vereinsziele ist zunächst eine Ist-
Analyse der bestehenden Rahmenbedingungen in Hochdorf. Hierzu sollen
möglichst alle aktuell in Hochdorf ansässigen Landwirte und Erzeuger samt der
von ihnen erzeugten Produkte identifiziert werden. Ferner soll auch die bisherige
Vermarktung und der Vertrieb dieser Produkte erfasst werden, um ein umfassendes
Bild über die bestehende Hochdorfer Erzeugerwirtschaft und deren Wertschöpfung
zu erhalten.

3.2. Analyse der bestehenden landwirtschaftlichen Flächen
Parallel zu Ziff. 3.1. soll eine Bestandsaufnahme der in Hochdorf bestehenden
Landwirtschaftlichen Flächen auch unter Berücksichtigung der Bodenqualität
durchgeführt werden. Ebenso soll die Verfügbarkeit dieser Flächen für evtl. neue
Bewirtschaftungsformen untersucht werden.

3.3. Erfassung neuer Erzeuger- und Vertriebsideen

3.3.1.Mittlerweile bieten sich eine Vielzahl neuer Möglichkeiten auch für die lokale
Erzeugerwirtschaft.
So wächst die Bedeutung des Anbaus nachwachsender
Rohstoffe, wobei hier der Anbau unterschiedliche Pflanzen in Frage kommt.
Ebenso stellt sich die Frage des Vertriebs dieser Energieträger. Hier kommt
auch der Tatsache Bedeutung zu, dass sich Hochdorf in unmittelbarer
räumlicher Nähe zum Plochinger Hafen befindet. Auch die Frage des Betriebs
einer Biogasanlage in Hochdorf wurde bereits angedacht.

3.3.2.In Hochdorf existieren weitere teils konkrete Ideen für weitere neue
Erzeugermodelle und Ideen zur Steigerung des Bewusstseins für ländliche
Lebensräume auch unter Einbeziehung alter Traditionen.
Die Ideen sind sehr
vielseitig und reichen vom Kräuter- und Gemüseanbau bis hin zum
Wiederaufbau des alten Hochdorfer „Backhäusle“ oder der Schaffung eines
„Bauernhofkindergartens“.
Ziel der Aktivitäten von „Landleben Hochdorf“ soll auch sein, diese Ideen für
neue Erzeugerkonzepte zu sammeln und deren Umsetzungsfähigkeit zu prüfen.

3.4. Wirtschaftlichkeitsbetrachtung möglicher Erzeugerkonzepte für Hochdorf
Sämtliche unter Ziff. 3.1. bis 3.3. erfassten Erzeugerideen sollen anschließend einer
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unterzogen werden, um ein Ranking hinsichtlich
der Profitabilität erstellen zu können. Hinsichtlich der hierfür erforderlichen
Prognosen für zukünftige Absatzmöglichkeiten einzelner Produkte soll hier auch
auf das wissenschaftliche Know-how der Universität Hohenheim zurückgegriffen
werden.

3.5. Erarbeitung eines ganzheitlichen Erzeugerkonzepts für Hochorf
Auf der Basis der gewonnen Erkenntnisse und unter Einbeziehung des
vorhandenen Know-hows aller Beteiligten soll eine ganzheitliche
Erzeugerkonzeption erarbeitet werden. Wie hier die Schwerpunkte zu setzen sind,
kann erst nach Durchführung der oben beschriebenen vielseitigen Analysen
beurteilt werden.
Vorläufig ergeben sich aus heutiger Betrachtung grundsätzlich zwei Wege. Der eine
setzt einen Schwerpunkt im Bereich der Lebensmittelerzeugung und integriert
lokale Vertriebswege. Der andere setzt seinen Schwerpunkt im Bereich
nachwachsender Rohstoffe zur Energiegewinnung.

3.6. Erarbeitung einer Marketingkonzeption für lokal/regional erzeugte (Bio-)Produkte
Ausgehend vom unter Ziff. 3.5. erarbeiteten Erzeugerkonzepts soll eine Marketingund
Vertriebskonzeption erarbeitet werden. Abhängig von den erzeugten
Produkten sind hier unterschiedliche Wege denkbar. Sollte der Schwerpunkt im
Bereich Lebensmittel liegen, so müssen sicherlich sämtliche Vertriebsmöglichkeiten
im Ort aktiviert werden. Dies würde die Einbindung des örtlichen Einzelhandels,
aber auch Maßnahmen zum Direktvertrieb bis in die Haushalte der
Endverbraucher einschließen.

3.7. Soziokulturelle und pädagogische Arbeit
Ziel von „Landleben Hochdorf“ ist außerdem, Projekte auch im Hinblick auf
die soziokulturelle Bedeutung von lokalem Landbau und lokaler
Erzeugerwirtschaft durchzuführen. Beispielhaft sei hier die Durchführung von
Informationsveranstaltungen und Führungen, aber auch von Motto-Festen unter
Einbeziehung lokaler Erzeugnisse und Institutionen genannt.
Weitere Zielsetzung von „Landleben Hochdorf“ soll die pädagogische Arbeit
sein. Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen soll die Vielfalt der örtlichen
Erzeugerwirtschaft und deren Bedeutung für jeden Einzelnen vermittelt werden.
Wir möchten die Entstehung und den Weg von Lebensmitteln bis auf den „Tisch“
der Konsumenten veranschaulichen. Dabei soll auch die Bedeutung ökologisch
verträglicher Erzeugerwirtschaft und artgerechte Tierhaltung eine wesentliche
Rolle spielen.

3.8. Politische Arbeit
Die Umsetzung der benannten Ziele von „Landleben Hochdorf“ bedarf auch
der Unterstützung durch die zuständigen politischen Entscheidungsträger.
Information und das Gespräch mit den lokalen politischen Vertretern sind
unverzichtbarer Bestandteil der Arbeit des Vereins.

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